Aber bitte mit Haltung: April Art sind angetreten, um die Welt zu verändern. Mit großer Klappe, aber mit noch größeren Songs. Die Modern-Metal-Sensation um die Funken schlagende Frontfrau Lisa-Marie Watz hat in den vergangenen Jahren einen derart rasanten Aufstieg hinter sich gebracht, dass einem schwindlig werden konnte. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen für den ganz großen Sprung, für den endgültigen Durchmarsch: Ihre dritte Platte „Rodeo“ setzt den Blinker am Tourbus links und fährt allen anderen mit Hits, Biss und Durchschlagskraft davon. Triggerwarnung: So explosiv, so hungrig, so unersättlich klang eine deutsche Band lange nicht. Was für ein Spektakel! 

Wir stehen mit unserer Musik für Hoffnung“, bringt es die Band aus Mittelhessen auf den Punkt. „Wir möchten Kraft geben und Mut schenken, an sich und das Leben zu glauben. Je mehr Menschen erkennen, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, desto weniger Platz ist für Hass und Neid.“ Das tun April Art auf denkbar beste Weise – mit aufputschender, elektrisierender, euphorisierender Musik zwischen Modern Metal und Alternative Rock. Scheuklappen sind der hungrigen Band aber ebenso zuwider wie Rassismus, Homophobie oder Spaltung, also würzen sie ihr beflügelndes Gebräu munter mit Zitaten aus Pop, Rap oder Elektro. Nicht dieser ungesunde Energy Drink verleiht Flügel. Sondern „Rodeo“. 

Allein 2022 und 2023 konnten April Art zwei Millionen Streams bei Spotify verbuchen, waren beim WDR Rockpalast zu sehen und stehen in diesem Jahr beim legendären Wacken Open Air auf der Bühne. Alles ohne großes Label, ohne Gönner und große Partner im Rücken. Diese Band weiß eben selbst am besten, was sie will. Und sie will es jetzt. „In der Schule hätte man uns vermutlich Streber genannt“, lacht Sängerin Lisa-Marie. „Aber mal ohne Spaß: Wir sind scheiße fleißig. Bei jedem von uns hat die Band einen unglaublich hohen Stellenwert. Und ein ganz wichtiger Fakt: Wir sind alle gute Freunde. Im Herzen sind wir drei kleine Jungs und ein kleines Mädchen, die sich ihren Traum erfüllen wollen.“ 

Mit „Rodeo“ ist dieser Traum zum Greifen nah: Jahrelange Arbeit, hohe Opferbereitschaft, kleine Gigs, schlechtes Catering und literweise Blut, Schweiß und Tränen haben die Band an diesen Punkt geführt, an dem es jetzt kein Zurück mehr gibt. 

April Art springen. 

Und sie springen verdammt hoch. Ihre Songs sind kriminell catchy, wuchtig, wo sie es sein müssen, und sanft, wenn es nötig ist. Fette Breakdowns hier, unwiderstehliche Grooves da, dazu große Refrains und durchdringende Melodien. Hymnen für eine neue Zeit, für eine Wachablösung in einer Branche, die immer noch viel zu männerdominiert ist. Lisa-Marie Watz sieht darin aber allerhöchstens einen Ansporn. Sie übernimmt die Kontrolle, und das mit jedem Konzert ein bisschen mehr. Kein Wunder: So viel Attitüde, Charisma, Kraft und Energie gibt es auf einer Bühne selten zu sehen. Stolz schreit sie dem Patriarchat „Not sorry!“ für ihr Verhalten ins Gesicht – und bahnt sich einfach ihren eigenen Weg, wenn es noch keinen für sie gibt. Mit feuerroten Haaren, einer ekstatischen Performance und einer Stimme irgendwo zwischen Lizzy Hale, P!nk und Janis Joplin, zwischen Gefühl und Dreck, macht sie unmissverständlich klar, dass April Art gekommen sind, um zu bleiben. Gewöhnt euch also besser daran. 

„Hier muss sich viel tun“, spricht sie die immer noch stark maskuline Bandauswahl auf Rock- und Metalfestivals an. „Aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Es fehlt an Role Models.“ Dann grinst sie: „Ich arbeite ja dran!“ Ein Zuckerschlecken war der bisherige Weg ihrer Band nicht, das will sie gar nicht schönreden. „Wir mussten wirklich sehr viel Zeit investieren, viele Rückschläge einstecken – und meistens ist man eben nur unter Männern. Darauf muss man beziehungsweise Frau schon Bock haben.“ Das Ding ist aber eben: Lisa-Marie hat Bock. Und nimmt all das, die Ungerechtigkeit, die Hürden, die Neider in Kauf, um ihren Traum wachsen, fliegen, in Erfüllung gehen zu sehen. 

„Rodeo“ wird April Art deswegen auch ein gutes Stück weitertragen: Ein Album, wild wie sein Name, ungezähmt, voller positiver Energie und mit Moshpit Zertifikat. Drehen Sie bitte durch, aber passen Sie aufeinander auf. „Das Album ist ein wilder Ritt“, fasst Chris Bunnell zusammen. „Es ist unglaublich vielseitig geworden, von puren Rocksongs über zahlreiche Elektro-Elemente bis zu fiesem Metal-Geballer ist alles dabei. Trotzdem trägt jeder Song den April-Art-Stempel.“ Es ist ein Album, so unberechenbar und abgefahren wie dieses wilde, verrückte, schöne, schreckliche, kostbare Leben. 

Aufgenommen und produziert zwischen Januar und Juni 2024 im bandeigenen Studio von Schlagzeuger Ben Juelg (wo auch sonst? Diese Band macht einfach alles selbst!), steckt „Rodeo“ voller Songs, die von den ganz großen Emotionen erzählen und auf die ganz großen Bühnen gehören. Beispiele? Mit Vergnügen: „Not sorry“ ist eine Hymne an Self Empowerment, ein Ratgeber zu mehr Selbstbestimmung, verpackt in eine heftig nach vorn dreschende Uptempo Eskalation. Der Metal Dance-Song (jawohl!) „Jackhammer“ ist ihre „Liebeserklärung an die Rockmusik“, wie Julian Schuetze sagt, ein Hohelied auf die heilsame Kraft der Musik. „Head Up High“ kommt als straighter Rocker mit satten Riffs und darf gut und gern als Lektion in Sachen Standhaftigkeit gelten, während das stürmische, ungezähmte „Rodeo“ seinem Namen alle Ehre macht. Bam, vier Songs, vier Volltreffer. Und doch erst der Anfang. 

Mittlerweile müsste allen klar sein: Diese Band ist nicht da, um faule Kompromisse zu machen. Diese Band sieht es nicht ein, halbe Sachen zu machen oder sich mit weniger zufrieden zu geben. Wenn sie anfangen zu spielen, wird aus deinem halb leeren Glas plötzlich wieder ein halb volles. April Art können das. April Art sind für dich da. Und sie laufen sich gerade erst warm. Alle anschnallen. Und vielleicht auch besser einen Helm anziehen. Das wird wild.